MARITIM SEEBRÜCKE

SEEBRÜCKE  // TIMMENDORF //  WETTBEWERB // 300 m Brückenbauwerk // mit L+ Landschaftsarchitekten // AHW Ingenieure Münster

 

EIN WEISSES BAND

Wie ein Band legt sich die neue Seebrücke über das Wasser und faltet einen Erlebnisraum auf. Die Figur zeichnet ein Schleife nach auf der sowohl den Hinweg wie auch den Rückweg inszeniert wird. Auf dem Weg zum offenen Meer wechseln die Blickrichtungen und der Horizont wandert durch seichte Steigungen beim Begehen. Zwischen den Ebenen entfaltet sich eine Sitzstufenanlage einem Fächer gleich. Fein zeichnet sich eine horizontale Linie über der bewegten Wasseroberfläche auf die am Kopf die See einrahmt.

 

Nutzbarkeit und funktionale Qualität

Auf einer durchgehenden Breite von 4,50 Metern ist der gesamte Weg frei begehbar. Die seichte Steigung ermöglicht zwei Ebenen mit vielfacher Nutzbarkeit. Am Anfang verschafft der ansteigende Weg bis 5,00 m einen Überblick und weckt Interesse den höchsten Punkt zu erreichen. Er führt an der sich darunter aufspannende Sitzstufenanlage vorbei die man sich für den Rückweg gerne schon mal merkt. Nach kleinem Richtungswechsel führt der Weg hinab zum offenen Meer wo sich ein Platz mit fantastischer Sicht auf die See auftut. Zwischen Sitzbänken mit Windschutz und Sitzstufen direkt am Wasser ist die Fläche für Veranstaltungen von Neujahrsschwimmen bis Yoga geeignet. Der anschließende Weg führt herab zur Anlegestelle der Ausflugsboote, auf eine Höhe von 1,35 m. Von hier aus erreicht man die im inneren der Schleife liegende Hochzeitsinsel, die jedoch auch für jegliche Inszenierungen von Klavierkonzerten bis Feuerwerk nutzbar ist. Auf dem unteren Rückweg faltet sich skulptural eine windgeschützte Sitzstufenanlage auf die zum Verweilen, Baden und Beobachten des Großschiffsverkehrs einlädt. Von hier bietet sich eine interessante Perspektive auf den Küstenstreifen und das Strandleben bis zum Sonnenuntergang. Die Wege sind in den Kreuzungspunkten darüber hinaus direkt über eine Treppe verbunden, als Abkürzung für Eilige zum Bootsanlegesteg oder zur Hochzeitsinsel !

 

Qualität der Einbindung in den Landschaftsraum, Erschließung (Erläuterungstext)

Eine Positionierung der Seebrücke folgt dem Bestand. Das Verschwenken der Sichtachse aus dem davor gelegenen Park wird bewusst beibehalten um den Auftakt der Brücke mit einem Perspektivwechsel zu betonen. Bodengleich schließt die Seebrücke an die neue Promenade an und legt sich in Analogie zu Pfahlbauten auf schmale geneigte Rundstützen. Die seitliche Durchsichtigkeit wird darüber hinaus durch lamellenartige Geländer verstärkt die sich lediglich in Blickachse längs der Brücke zu einem Raum verdichten. Die reduzierten Materialien entsprechen der Umgebung. Weißer Beton als Verbindung zum Sand und feine reflektierende Line über dem Wasser, silbergraues Holz in Anmutung an sonnenangereichertes Holz, anthrazitfarbene Stützen in Analogie zu Holzpfählen. Im Dreiklang fügt sich die Seebrücke adäquat zu ihren Schwestern ein und sticht elegant in die See.

 

Gestalt- und Konstruktionsprinzipien, Materialwahl, Nachhaltigkeit

In Gestalt eines gefalteten Bandes wird ein Profil dargestellt welches Steg und Geländer gestalterisch zusammenfasst und konstruktiv sichtbare Details vermeidet. Die Laufschicht wird durch ein durchlaufendes Holzdeck gebildet welches eine durchgehende Laufebene darstellt. Die Geländer bestehen aus 6-8 mm Stahlschwertern im Abstand von 12 cm. Ein breiter Handlauf aus Holz bietet auch die Möglichkeit sich anzulehnen und stellt einen warmen haptischen Kontakt zur Brücke dar. Die Treppenanlage wird aus einer steifen Stahlblechkonstruktion als Schale zwischen die Podeste gehängt und mit sich warm anfühlenden Holzauflagen belegt.

Der tragwerksplanerische Ansatz berücksichtigt das integrale Konzept des Entwurfs mit einer Optimierung der Bauteilabmessungen und der Stellung der lastabtragenden Bauteile. Die Brücke wird als integrale Konstruktion mit einem Höchstmaß an Fugenlosigkeit konzipiert. Die statischen Vorteile der räumlichen Struktur werden aufgegriffen und in Zusammenhang mit der Anordnung von gezielten Schrägstellungen der Stützen verstärkt. Der Überbau kann als monolithischer Querschnitt in Ortbeton- oder Halbfertigteilbauweise erstellt werden. Auch eine Ausführung in Stahlbauweise ist möglich. Eine Torsionsbeanspruchung des Überbaus durch einseitige Belastung wird zum einen von den räumlichen Strukturen aufgenommen. Zum anderen werden die Stützen durch ihre unterschiedlichen Stellungen und ihre Biegesteifigkeit zur Aufnahme von Torsionsbeanspruchungen herangezogen. Vorteilhafterweise werden bei den Stützen die Belastungen aus Seitenlasten (Wind, Nutzlasten etc.) aufgrund der Schrägstellungen direkt in Normalkräfte (Druck- und Zugkräfte) umgewandelt. Die Belastung aus Querbiegung -wie bei senkrecht aufgestellten Stützen- wird weitgehend vermieden. Bei der Weiterleitung der Stützenlasten in den Boden (z.B. als Rammpfähle) sind Normalkräfte einfacher einzuleiten. Eine wirksame seitliche Bettung kann in den oberen Bodenschichten nicht aktiviert werden. Die Nachhaltigkeit der Konstruktion wird durch einen

optimierten Materialeinsatz (Verminderung der „Grauen Energie“) sowie durch eine robuste Ausführung (Verminderung der Fugen) auf den Lebenszyklus abgestimmt.

 

Beleuchtungskonzept

Eine lineare Beleuchtung integriert sich im Handlauf mittels blendfreier und wartungsarmer LED Lichtbänder. Ohne hier durch Masten die Sicht zu stören wird ein gleichmäßiges warmes Licht angeboten, welches tageslichtgesteuert einen geringen Energieaufwand benötigt. Des Nachts zeichnet sich je nach Wellengang die Dünung als bewegte Reflexion auf der Wasseroberfläche ab.