Veröffentlichungen Architektur

BAUWELT 07.2022

Die Avus-Tribüne am Autobahn- dreieck Funkturm in Berlin kann sich nach jahrelangem Verfall wieder sehen lassen.

1921 schnitt die Rennstrecke eine Betonschneise durch den Grunewald in Berlin, inzwischen sind die Überreste der Avus unscheinbar mit der A115 verwoben. Nur noch das runde Turmgebäude mit Raststätte und die Tribüne am Messedamm deuten auf den ehemaligen Schauplatz der viel besuchten Autorennen hin. 2017 erwarb ein Unternehmer die Tribünenruine. Vier Jahre später war die Sanierung des 240 Meter langen und nur fünf Meter breiten Baukörpers durch die zwei Architekturbüros Janiesch und Velde pünktlich zum 100-jährigen Avus-Jubiläum abgeschlossen.

Bodentiefe Fenster am Messedamm bilden nun eine offene Erdgeschosszone, sodass von beiden Seiten Licht in die neu entstandenen Ge- werbe- und Gastronomieflächen fällt. Im Mittelteil des Riegels an der Stelle der Kommentato- renkanzel und der Stehplätze ist ein dreiseitig verglaster Veranstaltungsbereich mit Blick auf die Autobahn und die darauf täglich vorbeirauschenden 250.000 Fahrzeuge. Das Bundesfernstraßenverkehrsamt verbietet das Betreten der Tribüne, um den Straßenverkehr vor Ablenkung zu schützen, weswegen die große Glasfassade in der Tribünenmitte blickdicht ist. Das Flüssigkristallglas eyrise s350 des Herstellers Merck erhielt in einer Sonderausführung von außen eine matte Oberfläche, die Blendreflexionen von Scheinwerfern und von Sonnenlicht abschirmt. Dem Lärm sowie den Sog- und Druckluftkräften hält die Schallschutz-Doppelverglasung stand. Im Innenraum verringert ein Siebdruckmuster auf den Scheiben von der Autobahn ausgehende Störlichteffekte. Mit einer App können die Fenster innerhalb von einer Sekunde abgedunkelt werden, um vor Wärme zu schützen.

Tagesspiegel

https://www.tagesspiegel.de/berlin/abriss-der-avus-tribuene-altes-dach-weicht-neuen-traeumen/21152914.html

Wenn der nördliche Teil der Avus am heutigen Montag (9. April) von 22 Uhr bis 6 Uhr am Dienstagmorgen stadtauswärts gesperrt wird, dürften sich einige Autofahrer ärgern – zumindest, falls sie nicht wissen, warum sie Umwege nehmen müssen. Eigentlich geht es aber um ein Projekt, das Autoliebhabern gefallen sollte: Nach 20-jährigem Leerstand will der Unternehmer Hamid Djadda das Baudenkmal nahe dem Charlottenburger Messegelände am Funkturm endlich neu beleben. Dafür wird zunächst das einsturzgefährdete Dach abgerissen.

Mit einer kleinen Feier im schräg gegenüberliegenden Avus-Rasthof will Djadda den Umbaubeginn zelebrieren. Geladene Gäste wie der Charlottenburg-Wilmersdorfer Bürgermeister Reinhard Naumann (SPD) können voraussichtlich ab 23 Uhr beobachten, wie Kräne und Bagger das Dach der Tribüne abtragen. Bis 2019 soll ein gleichartiges neues Dach entstehen. Diese Arbeiten starten aber erst in den Sommerferien, weil die Ämter vorher keine mehrtägige Sperrung der Avus (A 115) genehmigen.

Das Gebäude wird nach Plänen des Hamburger Architekten Christoph Janiesch umgestaltet und saniert. Er will die Kanzel in der Mitte verglasen und darin auf 400 Quadratmetern Platz für Veranstaltungen schaffen. Mit der Messe Berlin, die als einer der künftigen Mieter infrage kommt, hat Hamid Djadda bereits Kontakt aufgenommen. Im vorigen Sommer konnten Autofahrer erstmals sehen, dass etwas auf der Tribüne geschieht: Damals wurden die alten Sitzbänke entfernt.

Geplant sind auch ein Café, Büros für Start-ups aus der Autobranche und möglicherweise ein Avus-Museum. Bis zum 100. Jubiläum der Autobahn im Jahr 2021 soll alles fertig sein. Insgesamt investiert der Eigentümer bis zu fünf Millionen Euro.

Die 8,3 Kilometer lange Avus („Automobil-Verkehrs- und Übungs-Straße“) war 1921 als weltweit erste Autobahn entstanden – vor allem als Rennstrecke mit der damaligen Südkurve in Nikolassee und der Nordkurve in Charlottenburg. Sportwagen wie die „Silberpfeile“ von Mercedes rasten mit fast 400 Stundenkilometern über die Piste. Privatleute mussten anfangs eine hohe Mautgebühr zahlen, wenn sie die Avus benutzen wollten. Die 240 Meter lange Tribüne mit Platz für 4000 Besucher kam 1936 hinzu. Der Anschluss der Autobahn an den Berliner Stadtring folgte vier Jahre später.

1998 wurden die Motorsportveranstaltungen eingestellt, weil die Zuschauerzahlen gesunken waren und jedes Rennen sowie die vorherigen Trainingsrunden den wachsenden Stadtverkehr tagelang behinderten. In den folgenden Jahren blieb die Tribüne ungenutzt und verfiel. Daran änderte sich auch nichts, nachdem die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben das Bauwerk vor elf Jahren an eine private Eigentümergemeinschaft verkauft hatte.

„Es hat mir jedes Mal im Herzen wehgetan, wenn ich an dieser maroden Ruine vorbeigefahren bin“, sagt Djadda. Er erwarb die Tribüne vor rund drei Jahren. „Das ist doch ein Stück Berliner Geschichte, das bewahrt werden muss.“ Außerdem sei das Gebäude mit das Erste, was viele autofahrende Berlinbesucher von der Stadt sähen.

Der im Iran geborene und in Hamburg aufgewachsene Unternehmer betreibt seit einigen Jahren die „Berliner Blechschild Manufaktur“ in Tempelhof und handelt mit Waren aus dem Iran. Darüber hinaus gründete er 2017 die Marzipankonfekt-Manufaktur „OHDE Berlin“ in Neukölln, zu der inzwischen auch zwei Charlottenburger Läden an der Uhlandstraße und im Bikini-Haus am Zoo gehören. 51 Prozent des Gewinns aus dem Pralinenhandel fließen in die „Ohde-Stiftung“, die Neuköllner Schüler fördert.

Auf der Avus würde Djadda übrigens am liebsten wieder Rennen sehen – und zwar mit Elektroautos in der Formel E. Dafür könne er selbst aber nicht sorgen, bedauert der 60-Jährige.

https://www.tagesspiegel.de/berlin/berlin-charlottenburg-avus-tribuene-bekommt-ein-neues-dach/20904182.html

https://www.tagesspiegel.de/berlin/berlin-charlottenburg-avus-tribuene-wird-neu-belebt/20082080.html

The Guardian

From autobahn anomaly to motorway marvel: Berlin’s roadside grandstands

An ambitious and unusual renovation project plans to transform former racetrack grandstands overlooking a motorway by 2021.

The Avus tribune overlooks the 115 autobahn in Berlin. Photograph: Oliver Kaiser/Alamy
Hamid Djadda is leaning out over the handrail on the stepped concrete grandstands of what was once one of the most famous raceways in Germany.

Opened in 1921, it was a marvel of the burgeoning automotive age: two long straights, capped by a hairpin turn and a wide arc just before the finish line. On race days, up to 4,000 people watched daring racing car drivers pilot the latest advancements in auto engineering, breaking land speed records – or crashing to their deaths trying.

After nearly a century hosting sporting events including motorcycle races and Formula One, the Automobil-Verkehrs und Übungsstraße (Automobile Traffic and Practice Road, or Avus) held its last race in 1998, and the concrete grandstands were left to slowly disintegrate.

The dilapidated stands of the former Avus racing circuit in Berlin. Photograph: Nate Berg
But 20 years later, the cars still zoom by: the racetrack is now part of the 115 autobahn in west Berlin, and for passing motorists the grandstands are a roadside head-turning oddity, fenced off, crumbling and covered in graffiti.

“It’s a unique building worldwide,” Djadda says over the roaring traffic, “because you’re so close. Look!” He jabs his arm at a huge truck passing in the near lane. It’s almost near enough to touch. “You cannot just tear it down.”

For some people it’s an important, historic place. It’s the first thing you see when you drive into Berlin
Nearly three years ago, Djadda bought this roadside anomaly – which is now a listed historical building – and with Hamburg architect Christoph Janiesch has devised an ambitious plan to revive the grandstands. Djadda wants to turn the decrepit hall and announcer’s box into a glass-walled event venue and bar overlooking the autobahn. Offices are to be built into the voids beneath, lit by a dozen skylights in the stands. These will double as large vitrines lining the structure’s 240-metre length, and will display vintage automobiles where the crowds once sat, like a high-speed drive-by museum of the history of the car.

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The finished building will be a motoring spectacle, but the construction of the project itself will be a lesson in ingenuity. Work began earlier this year with the removal of the rotting wooden roof, which Djadda plans to replace in the spring. Due to the grandstands’ proximity to traffic, construction is only allowed during certain short windows and completion is targeted for the racetrack’s centenary in 2021.

Christoph Rauhut, director of the Berlin state conservation authority, welcomes the project. “These are difficult buildings to protect,” he says. “What is planned is not so much a massive intervention but really a rediscovery of the original quality of the building.”

“It has a high symbolic value,” agrees Richard Vahrenkamp, a logistics expert who has written extensively about German transportation.

Although Vahrenkamp is hopeful Djadda’s project will preserve this piece of autobahn history, he remains sceptical about the business model: “There’s so much traffic, it’s not really a nice place for events.”

Plenty of people expressed doubts during the two years it took to secure building permits, says Djadda. “People warned me, of course. And some said ‘you’re completely crazy’. I’m not the typical real estate developer.”

Born in Iran and raised in Hamburg, Djadda ran a crystal glass business in Thailand for two decades before returning to Germany, where he is involved in businesses ranging from marzipan confections to tin signs. Although he describes the grandstands’ purchase price as “not so much”, Djadda expects the renovation to cost between €5m and €7m (£4.5m-£6.3m).

He says the passing traffic is precisely the site’s appeal: the grandstands naturally draw a lot of attention: “I see this much more as a marketing place. Don’t forget, there are 93,000 cars every day driving by.”

Conceived in 1913, the Avus was a privately funded effort to support the German automobile industry. Progress stalled by the first world war, but building resumed in 1919 and the first race was held in September 1921. On days without races, it was used as a toll road: wealthy Berliners paid 10 Deutsche Marks for a quick route to their lakeside homes along what is considered to be Europe’s first controlled-access motorway.

Vahrenkamp says the road was also used as a testing ground for new materials such as macadam, asphalt and concrete. After the Nazis came to power in 1933, lessons learned on the Avus guided the development of the national freeway network. “It was the example for autobahn planning and design,” Vahrenkamp says. Later integrated into the autobahn system, the Avus went on to host both races and regular vehicle traffic through the 1990s.

The racetrack’s observation tower is now a truckstop restaurant.

“For some people it is an important, historic place,” says employee Manuela Mattner as she points out black-and-white racing photos plastered on the tabletops. “It’s the first thing you see when you drive into Berlin.”

Djadda is betting on the value of that unique location.

“Right now, due to the regulations, I cannot put any advertisements here,” he says. “It would distract from the driving. But once you have autonomous cars, then I can put anything I want. Then it’s a huge value. In that world, I would use it for advertisement.”

Whether that world materialises any time soon is an open question, but Djadda is confident the project will succeed: “This will be even more monumental, I think, once we have only self-driving cars.”

https://www.theguardian.com/cities/2018/dec/20/from-autobahn-anomaly-to-motorway-marvel-berlin-roadside-grandstands

RBB 24

https://www.rbb24.de/panorama/beitrag/2018/04/abriss-avus-tribuene-dach-abgeschlossen.html

https://www.rbb24.de/panorama/beitrag/2018/10/berlin-avus-tribuene-hinter-bretterwand-sanierung.htm

Berliner Zeitung

https://www.berliner-zeitung.de/berlin/abriss-der-avus-tribuene–das-wird-ganz-wunderschoen–29979100

https://www.bz-berlin.de/berlin/charlottenburg-wilmersdorf/aus-avus-schrott-wird-avus-schoen

Berliner Woche

https://www.berliner-woche.de/westend/c-bauen/sanierung-der-avus-tribuene-startet-mit-dachabriss_a149962

https://www.berliner-woche.de/charlottenburg/c-bauen/das-groesste-poster-berlins_a192142

Morgenpost 28.01.2018 https://www.morgenpost.de/berlin/article213244715/Avus-Funkturm-ICC-Berlins-Westen- veraendert-sein-Gesicht.html

rbb24 28.01.2018 https://www.rbb24.de/panorama/beitrag/2018/01/dach-avus-tribuene-wird-abgerissen.html

Berliner Abendblatt 20.03.2018 http://www.abendblatt-berlin.de/2018/02/04/neue-plaene-fuer-die-city-west/

Tagesspiegel 29.01.2018 https://www.tagesspiegel.de/berlin/berlin-charlottenburg-avus-tribuene-bekommt-ein-neues- dach/20904182.html

MOZ 28.01.2018 https://www.moz.de/artikel-ansicht/dg/0/1/1634049/

TAZ 29.01.2018 http://www.taz.de/!5477755/

quiz.de 29.01.2018 https://www.qiez.de/charlottenburg/kultur-events/sport/avus-formel-1-autorennen/181288023

Tag24 28.01.2018 https://www.tag24.de/nachrichten/investor-dach-der-avus-tribuene-wird-im-maerz-abgerissen- d521647

Neues Deutschland 29.01.2018 https://www.neues-deutschland.de/artikel/1077707.rund-um-den-funkturm-wird-gebaut.html

Potsdamer Neueste Nachrichten 29.01.2018 http://www.pnn.de/brandenburg-berlin/1253763/

BZ 28.01.2018 https://www.bz-berlin.de/liveticker/dach-der-avus-tribuene-soll-abgerissen-werden

Märkische Allgemeine 29.01.2018 http://www.maz-online.de/Nachrichten/Berlin/Berlins-West-Eingang-wird-schick-gemacht

Morgenpost 29.01.2018 https://www.morgenpost.de/berlin/article213254541/Im-Westen-was-Neues.html

Tagesspiegel 20.07.2017 https://www.tagesspiegel.de/berlin/berlin-charlottenburg-avus-tribuene-wird-neu- belebt/20082080.html

rbb24 20.07.2017 https://www.rbb24.de/panorama/beitrag/2017/07/avus-tribuene-sanierung-umbau- veranstaltungen.html

«Im Westen Berlins» 17.07.2017 http://www.imwestenberlins.de/neues-rettungskonzept-fuer-die-avus-tribuene/

radio Berlin 24.05.2017 https://www.radioberlin.de/themen/bauzombies-in-berlin0/charlottenburg-wilmersdorf/avus- tribuene.html

BZ 20.07.2017 https://www.bz-berlin.de/berlin/charlottenburg-wilmersdorf/aus-avus-schrott-wird-avus-schoen

Morgenpost 17.07.2017 https://www.morgenpost.de/berlin/article211270681/Neues-Rettungskonzept-fuer-die-Avus- Tribuene.html

Süddeutsche 17.07.2017 http://www.sueddeutsche.de/news/kultur/denkmaeler—berlin-dach-der-avus-tribuene-wird-noch- dieses-jahr-saniert-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-170717-99-278951

Clique Süd 29.12.2017 http://www.clique-sued.de/avus-tribuene-im-gespraech-mit-dem-neuen-inhaber-hamid-djadda/

berlin.de – das offizielle Stadtportal 18.07.2017 https://www.berlin.de/aktuelles/berlin/4934166-958092-sanierung-der-avus-tribuene-beginnt-im- s.html

TV.Berlin 21.07.2017 https://www.youtube.com/watch?v=xtLqFDiJwOQ

rbb24 03.07.2017 https://www.rbb24.de/panorama/beitrag/2017/07/avus-tribuene-betreiber-fuer-rennen-formel-e.html

Focus 17.07.2017 https://www.focus.de/regional/berlin/denkmaeler-dach-der-avus-tribuene-wird-noch-dieses-jahr- saniert_id_7366223.html